Geschichte des Internationalen Frauentages

1858 fanden in New York Demonstrationen der Arbeiterinnen gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen und für gleiche Löhne statt, im April 1905 wurde auf Initiative aller politischen Schattierungen die erste große Frauenkundgebung in Petersburg durchgeführt; 1908 streikten und demonstrierten die Tabak- und Textilarbeiterinnen in Manhattan und 1909 streikten in derselben Stadt 20.000 Hemdennäherinnen. 1909 beschlossen dann die amerikanischen SozialistInnen, "am letzten Februarsonntag große Propaganda für das Frauenwahlrecht und die Idee des Sozialismus zu veranstalten ... am 20. Februar 1909 wurde dann auch in allen Städten Amerikas vom Stillen bis zum Atlantischen Ozean der Frauentag feierlich begangen."

In Deutschland wurde der Kampf um die Gleichstellung der Frau später begonnen als z.B. in Frankreich, den USA, Großbritannien oder Skandinavien. "Die in den Revolutionsjahren 1848/49 erhobene Forderung nach politischer Gleichberechtigung der Frau verstummte mit dem Sieg der Reaktion. Nahezu 30 Jahre sollte es dauern, bis sie wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt wurde: von Hedwig Dohm in ihrer Streitschrift "Der Frauen Natur und Recht" 1876 und von August Bebel auf dem Gothaer Vereinigungsparteitag der Sozialdemokraten 1875. Hedwig Dohm fand keine Mitstreiterinnen, Bebels Antrag wurde abgelehnt. Erst 1891, auf dem Parteitag in Erfurt, beschloss die Sozialdemokratische Partei die demokratische Wahlrechtsforderung und die "Abschaffung aller Gesetze, welche die Frau in öffentlich- und privatrechtlicher Beziehung gegenüber dem Manne benachteiligt"."

Auch in Deutschland haben die Frauen in harten Auseinandersetzungen erste Schritte zu ihrer politischen und ökonomischen Besserstellung erkämpft. Eine wichtige Bestimmung von 1900 war das Verfügungsrecht der Frauen über das in der Ehe durch Arbeit und/ oder Vermögen Erworbene. 1904 wurde die erste Frau in Bayern an einer Universität für den Studiengangs Medizin immatrikuliert, in Preußen wurde erst 1908 das Frauenstudium allgemein erlaubt. 1908 wurde das Verbot für Frauen, politische Vereine zu gründen bzw. ihnen anzugehören, auch in Preußen aufgehoben. (Nicht nur) in der Wahlrechtsfrage blieb die Frauenbewegung allerdings weiterhin gespalten. Die konservativen Frauen traten für ein Dreiklassenwahlrecht für Frauen ein, während der radikale Flügel um Anita Augspurg, Lida Gustava Heymann und Minna Cauer ebenso wie die Sozialistinnen für das freie, gleiche Wahlrecht für Männer und Frauen kämpften. An dieser Frage spaltete sich auch der "Deutsche Verband für Frauenstimmrecht". Aber auch innerhalb der Sozialdemokratie wurden die Beschlüsse zur Frauenemanzipation immer wieder angegriffen, Revisionisten wie Edmund Fischer begründeten mit biologistischen Argumenten ihre Ablehnung der Frauenerwerbsarbeit und gegen die politische Gleichstellung der Frauen: "Der alte Emanzipationsstandpunkt, der immer noch in vielen Köpfen spukt, lässt sich meiner Ansicht nach heute nicht mehr aufrechterhalten...Die so genannte Frauenemanzipation widerstrebt der weiblichen und der menschlichen Natur überhaupt, ist Unnatur und daher undurchführbar."

Gegen solche Tendenzen setzte die 1. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz 1907 eine Wahlrechtsresolution, nach der die sozialistischen Parteien aller Länder verpflichtet waren, für die Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts energisch zu kämpfen". Auf der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen (1910) wurde dann auf Antrag der deutschen Genossinnen der Beschluss gefasst, alljährlich einen Frauentag zu begehen:

"(...) Im Einvernehmen mit den klassenbewußten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag. Die Forderung muss in ihrem Zusammenhang mit der ganzen Frauenfrage der sozialistischen Auffassung gemäß beleuchtet werden. Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.
Clara Zetkin, Käte Duncker und Genossinnen"

In der Folge wurden in immer mehr Ländern Veranstaltungen, Demonstrationen und Kundgebungen zum Internationalen Frauentag durchgeführt, oft unter erheblichen Schwierigkeiten, da fast überall nicht nur Organisations- sondern auch Versammlungsverbote für Frauen galten. Ein einheitliches Datum für diese Auseinandersetzungen gab es allerdings vorerst noch nicht, die Veranstaltungen verteilten sich i.d.R. über die Monate Februar bis Mai.
"Der Tag, an dem die Revolution begann, die die drei Jahrhunderte alte Dynastie der Romanows vernichten und Russland auf einen ganz neuen Weg bringen sollte, war der 23. Februar (1917, c.p.). Auf ihn fiel ein sozialistischer Feiertag, der `Internationale Frauentag´. Wie üblich wollten alle sozialdemokratischen Gruppen diesen Tag mit Versammlungen, Reden und Flugblättern feiern. Trotz der zahlreichen Streiks, die in diesem Winter bereits stattgefunden hatten, rief diesmal nicht eine einzige Organisation zum Streik auf ... die Atmosphäre in Petrograd war sehr gespannt. Ein Streik hätte leicht zum offenen Kampf führen können ... trotzdem traten ... am Morgen des 23. Februar die Frauen in mehreren Textilfabriken in Streik, sie entsandten Delegierte zu den Metallarbeitern und baten um ihre Unterstützung. Einer der leitenden Arbeiterführer ... gibt dazu folgenden Kommentar: `Nur zögernd gaben die Bolschewiki ihre Zustimmung, ihnen schlossen sich die Arbeiter an - Menschewiki ebenso wie Sozialrevolutionäre.´ ...
Eine aus Frauen bestehende Streikgruppe drang bis zum Rathaus vor und forderte Brot. Diese Forderung wurde natürlich nicht erfüllt. In der Stadt tauchten vereinzelt rote Fahnen auf. Ihre schlagwortartigen Inschriften verlangten Brot und verurteilten Autokratie und Krieg.
Als der Frauentag zu Ende ging, war die Stimmung im Allgemeinen recht gut; ... "

Die 2. Internationale Konferenz der Kommunisten 1921 beschloss, zur Erinnerung an diese Ereignisse das Datum des Internationalen Frauentages für die Zukunft auf den 8. März (=23. Februar nach dem russischen Kalender) festzusetzen.

In Deutschland standen die Frauentage ab 1916 unter dem Zeichen des Kampfes für den Frieden. Eine Sondernummer der "Gleichheit", der von Clara Zetkin redigierten Zeitung der sozialistischen Frauenbewegung, zum Internationalen Frauentag wurde wegen ihres "vaterlandsveräterischen, zersetzenden" Inhalts vollständig beschlagnahmt, die Redaktionsräume durchsucht und die schwerkranke Clara Zetkin verhaftet.

1918/19 wurden in der Novemberrevolution u.a. das Wahlrecht für alle Frauen und Männer, die Aufhebung der Gesindeordnung und der Achtstundentag erkämpft. Daraufhin stellte sich die SPD auf die Position, dass damit die Funktion des Internationalen Frauentages erfüllt sei und er deshalb nicht mehr stattfinden solle. Erst 1926 konnte sich auch die SPD auf Druck der Frauen in der Partei hin wieder zu Veranstaltungen am 8.März durchringen.
Anfang der zwanziger Jahre war prägendes Thema des Internationalen Frauentages in Deutschland die Abschaffung des §218. Nach Kriegsende wurde die Bestrafung illegaler Schwangerschaftsabbrüche immer schärfer gehandhabt. Die Zahl der Frauen, die an den Folgen unsachgemäßer Eingriffe starben, ging in die Zehntausende. Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag wurden daraufhin 1921 im ganzen Reich untersagt, in Bayern, wo neben Württemberg der Schwerpunkt der Aktionen gegen den §218 gelegen hatte, galt das Verbot sogar von 1921 bis 1926. Gerade auch Freidenker wie der Arzt und Autor Friedrich Wolf forderten die Abschaffung des Schandparagraphen. Die Forderungen lauteten konkret: Kostenlose Durchführung des Abbruchs im Rahmen eines öffentlichen Gesundheitswesens, einen Rechtsanspruch auf neutrale Beratung, Aufklärung und kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln – und eine Gesellschaft, in der eine Frau sich frei entscheiden kann, ob sie Kinder haben will oder nicht.
Daneben standen die verschiedensten Themen auf der Tagesordnung des Frauentages, 1925 z.B. die Bekämpfung des Krieges und 1926 das gemeinsame Volksbegehren von SPD und KPD zur entschädigungslosen Enteignung der Fürsten. Ein wesentliches Thema war in der gesamten Geschichte des Internationalen Frauentages die wirtschaftliche und soziale Stellung der Frau, die schlechten Beschäftigungsverhältnisse und noch schlechteren Löhne, der hohe Anteil der Frauen bei den Erwerbslosen, die geringen Bildungsmöglichkeiten, die Alleinverantwortlichkeit der Frauen für "Heim und Herd" und die Kinderbetreuung usw.

Neben allen konkreten Themenstellungen des Frauentages "vor Ort" wurde darüber hinaus der internationale Charakter besonders herausgestellt. Es fanden verschiedenste Solidaritätsaktionen mit Frauen anderer Länder statt, über die Internationale Arbeiterhilfe wurden Spendensammlungen durchgeführt, und der Austausch der Rednerinnen funktionierte von der Organisation von falschen Papieren bis zu Sammlungen für Reisekosten. So organisierte Alexandra Kollontai zweimal den Internationalen Frauentag in der Schweiz, Clara Zetkin sprach in Paris usw.
"Sie kamen, ohne die Schürzen abzubinden ...

Es war im Jahre 1930. In Deutschland herrschten Hunger und Not. Das Realeinkommen sank in einem halben Jahr um 13,7%. Die Arbeitslosenziffer stieg auf 3,5 Millionen. Das bedeutete, dass etwa ein Siebentel der Bevölkerung unseres Landes ohne Lohn und Arbeit waren. 1,5 bis 2 Millionen Menschen arbeiteten verkürzt für einen Hungerlohn. Der Mittelstand stöhnte unter den wachsenden Steuerlasten. Die Sterblichkeit der Kinder erhöhte sich rasch.

Demonstrationen waren in Preußen- Deutschland verboten. Die Herrschenden fürchteten die geballte Kraft der Arbeiterschaft. Wir Frauen waren fest entschlossen, am 8. März trotz Verbot zu in Berlin zu demonstrieren. Ein großes Polizeiaufgebot erwartete uns an diesem Tag an dem von uns laut verkündeten Treffpunkt im Zentrum der Stadt an der Friedrichstraße.
Wir aber hatten bereits heimlich die Demonstration umdirigiert. Auf dem großen Platz am Wedding streiften am Nachmittag immer mehr Frauen herum und starrten zum hundertsten Male in die Fensterauslagen. Es wurde immer voller. Am Bahnhof Wedding standen zwei Polizisten und blinzelten verschlafen in die Sonne. Es wirkte fast komisch; sie merkten nichts! Nur wenige wussten: Um 16 Uhr geht es los!

Mit dem 4. Schlag der Uhr sprang ich auf einen Prellstein, wandte mich dem Markthallenausgang zu und rief: "Frauen, was habt Ihr in Eurer Markttasche?" Die kleine blasse Frau vor mir starrte erschrocken auf ihre Tasche. "Überlegt mal", rief ich den herauskommenden Frauen zu, "was Ihr vor einem halben Jahr für Euer Geld kaufen konntet und was heute. Ist heute nicht viel weniger in Eurer Markttasche?"
"Die Frau hat recht", schrie eine der Frauen auf, "viel weniger!" "Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig" sagte eine andere erbittert. In kurzen Worten erklärte ich ihnen die Ursachen ihrer Not und den Sinn des 8. März. Die Zeit drängte. Die Polizei würde bald hier sein. Die Frauen, die Markttasche am Arm, ein blasses, mageres Mädchen an der Hand oder den Kinderwagen vor sich herschiebend, schwenkten entschlossen in den sich formierenden Demonstrationszug ein - immer mehr, immer mehr ...
"Sie machen mit", rief ich freudig, während ich nach vorn rannte. "Unsere Kinder leiden Not, wir fordern Arbeit und Brot", rief unser Sprechchor. Hoch- und Niederruf ertönten, Kampflieder schmetterten nur so gegen die Fenster. Diese öffneten sich rasch, zustimmende Rufe wurden laut, wir marschierten ja im Arbeiterviertel. Frauen rannten, ohne sich die Küchenschürze abzubinden, auf die Straße und reihten sich ein.
Da raste der erste Polizeiflitzer heran, ein Leutnant und acht Mann sprangen vom Wagen. "Aufhören, aufhören! Auseinandergehen!" schrie der Leutnant. Die Spitze des Zuges bog, unsere Anweisung befolgend, zögernd auf den Bürgersteig ab, hinten marschierte man weiter auf der Straße.
Auseinandergehen! Aus- ein- ander!" brüllte es wieder. Langsam gingen jetzt die Frauen am Ende des Zuges auf den Bürgersteig. Vorn marschierten sie bereits wieder auf der Straße und sangen laut. Der Leutnant schäumte vor Wut. Die Frauen lachten, sie spürten ihre Kraft in der Gemeinsamkeit. Ihre Arme drückten sich fest aneinander. Die Führung überlegte. Jetzt musste die Polizeiverstärkung bald heran sein. Wir wollten Zusammenstöße vermeiden und forderten die Frauen auf, nun ruhig nach Hause zu gehen. "Wenn wir Euch wieder rufen, kommt in Massen!"Jetzt kostete es Mühe, die Frauen auseinander zu bringen. Kaum hatten sie sich in kleinere Gruppen zerstreut, da brauste es von beiden Seiten heran, 8 riesige Lastautos mit schwerbewaffneter Polizei riegelten die Straßen von beiden Seiten ab. Aber wir waren schon heraus aus der "Mausefalle" .

Anfang der dreißiger Jahre waren vor allem zwei Themen prägend: Auf der einen Seite die sich rapide verschlechternde soziale und wirtschaftliche Situation (siehe Kasten), auf der anderen Seite der Kampf gegen den §218. Nach der Verhaftung des Arztes Friedrich Wolf und seiner Kollegin Else Kienle Ende Februar/Anfang März 1931 (ihnen wurde die Durchführung illegaler Schwangerschaftsabbrüche vorgeworfen) fanden am 8. März überall Großkundgebungen statt. Damit konnte die Freilassung der beiden durchgesetzt werden.

Bei den Frauentagsveranstaltungen in den frühen dreißiger Jahren in Deutschland wird von unterschiedlicher Seite immer wieder versucht, ein gemeinsames Vorgehen von SozialdemokratInnen, KommunistInnen und GewerkschafterInnen gegen den Hitlerfaschismus durchzusetzen - wie wir wissen, vergeblich.

In der Zeit zwischen 1933 und 1945 waren in Deutschland die Veranstaltungen zum 8. März verboten. Im nachstehenden Kasten nur ein Dokument dessen, dass Frauen sogar unter den unerträglichen Bedingungen im Konzentrationslager den 8. März in irgendeiner Form zu begehen versuchten und daraus immer wieder Kraft für ihren Widerstand zogen. In der Folge des beschriebenen 8. März 1945 wurde im KZ Ravensbrück noch in den letzten Wochen vor der Befreiung ein "Kursus über die Frauenbewegung" eingerichtet.

8. März im Konzentrationslager Ravensbrück

Bitterkalt weht der Wind über die Lagerstraße. Frierend, hungernd stehen die Frauen auf der Lagerstraße zum Appell - stundenlang. Blockweise, streng von SS- Aufseherinnen bewacht, kein Wort ist erlaubt. feindselig blitzen die Augen der Frauen, die man von ihren Kindern, ihren Familien weggerissen hat, stumm stehen sie - eng, dass keine umfallen kann. Liederfetzen dringen aus den hinteren Reihen nach vorn und unwillig runzeln die vorderen die Stirn. - Keine will den ganzen Tag Strafestehen. Doch nun geht auch bei ihnen ein Leuchten über das Gesicht. Sie haben begriffen: 8. März, Internationaler Frauentag! Und verstohlen ballen sich ihre Fäuste und in Gedanken, wenn das Summen nicht möglich ist, singt jede die Internationale mit. So auf den Blocks aller Nationen, und die Blockältesten haben es nicht leicht, die nötige Appellruhe herzustellen, wenn die Aufseherin kommt. Auf dem Wege zur Arbeit und von der Arbeit, selbst in den Baracken erzählen die Kameradinnen, wie in ihrem Lande der Weltfrauentag gefeiert wird....

Abends in den Wohnbaracken ist es der einen oder anderen geglückt, irgendeinen roten Fetzen, ein Tuch oder eine gestohlene Bluse auf den Tisch zu legen und leise werden Lieder gesummt und so des bedeutungsvollen Tages gedacht.

In anderen Ländern - v.a. in England - wurden Veranstaltungen und Kongresse zum 8. März gegen den Krieg und für Solidarität mit den Schwestern im Widerstand in Europa durchgeführt, so z.B. im März 1941 in London: "... ein Internationaler Frauentag mitten im Krieg! Im großen Festsaal des Hauses der Quäker sammelten sich die Schatten der sozialistischen Frauenorganisationen aus allen Windrichtungen Europas. Daheim waren ihre Schwestern zur Stummheit gepresst. Dort, in London, sollte ihre Anklage laut in alle Welt gerufen werden..."

Am 1. Dezember 1945 wurde auf einem Weltkongress der Frauen die Internationale demokratische Frauenföderation (IDFF) gegründet. Wichtigste Ziele waren Frieden, Demokratie, Kampf gegen Rassismus und Unterdrückung, Beendung der Ausbeutung und Gleichberechtigung der Frau.
Prägendes Thema der Frauenbewegung nach dem zweiten Weltkrieg war trotz drängenden sozialer Probleme zuallererst die Forderung nach dauerhaftem Frieden. Bereits 1947 fand der erste "Deutsche Frauenkongress für den Frieden" (zugleich der Gründungskongress des Demokratischen Frauenbundes Deutschland) in Berlin statt. Organisationen wie die Westdeutsche Frauenfriedensbewegung (WFFB) und die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) wurden gegründet.
In der Auseinandersetzung gegen die Remilitarisierung der BRD wurden Veranstaltungen zum 8. März massiv behindert und zum Teil sogar verboten, so wurden z.B. 1952 in Rheinland- Pfalz und Südbaden alle Kundgebungen und Versammlungen verboten mit der Begründung, "Dass sich die Veranstaltungen gegen die Remilitarisierung richteten."

Ende der 50er bis Ende der 60er war in der BRD die Tradition, den Internationalen Frauentag mit Veranstaltungen und Kundgebungen für aktuelle Frauenprobleme hier und in aller Welt zu begehen, relativ schwach geworden. Erst Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre wurde der 8. März u.a. für Solidaritätskundgebungen für die Frauen in Vietnam, Veranstaltungen zur Solidarität mit Angela Davis, etc. gerade auch durch die StudentInnenbewegung wieder belebt.

Anfang der 70er Jahre kam die erneute Auseinandersetzung gegen den mittlerweile ein Jahrhundert alten §218 dazu. Die Bekenntniskampagne "Ich habe abgetrieben" wurde unterstützt durch hunderte von Veranstaltungen am 8. März.

Der 8. März 1975 stand international im Zeichen des Internationalen Jahrs der Frau, das von der UNO- Vollversammlung proklamiert wurde. Im gleichen Jahr wurde auf der UNO- Weltkonferenz der Staaten die "Deklaration von Mexiko 1975 zur Gleichberechtigung der Frau und ihren Beitrag für Fortschritt und Frieden angenommen. Dazu wurde in Mexiko ein Weltaktionsplan verabschiedet, der Mindestziele steckte, die im Interesse der Frauen schon 1980 umgesetzt sein sollten: verstärkte Alphabetisierung, Ausbau der Berufsausbildung, Gleichheit der Geschlechter in der Grundschule, bessere Arbeitschancen für Frauen und Gesetze, die gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die juristische Gleichstellung sichern sollten sind nur einige der Programmpunkte, zu deren Durchsetzung die Notwendigkeit einer neuen Weltwirtschaftsordnung sowie die Neufestsetzung der Staatsausgaben befürwortet werden.

Die Frauenbewegung war immer eng mit der Friedensbewegung verbunden. So standen natürlich 1979 die Veranstaltungen zum Frauentag ganz im Zeichen der Diskussion um den Nato- "Nachrüstungsbeschluss". Dazu kam Anfang der achtziger die Debatte um Frauen in die Bundeswehr.
Die Memminger Prozesse waren der traurige Anlass, den §218 wieder in den Mittelpunkt der Veranstaltungen am 8. März zu rücken.
Einige der Forderungen, die die Frauen – nicht nur am 8. März - aufstellt haben, z.B. das Frauenwahlrecht sind heute erfüllt. Aber viele der Kernfragen sind immer noch offen:

Frauen bekommen für die gleiche Tätigkeit im Schnitt 23% weniger Lohn als Männer. Als Folge erhalten Frauen in Bayern durchschnittlich 489 Euro aus der Rentenkasse – der geringste Anteil in ganz Deutschland –, Männer 986 Euro. Der Frauenanteil liegt bei Einkommen unter 1.000 Euro bei 75%, je höher die Einkommen, desto geringer der Frauenanteil. Bei Einkommen über 3.500 Euro ist gerade noch ein Frauenanteil von 11% zu verzeichnen. Frauen arbeiten wesentlich öfter als Männer in ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen, mit geringer Stundenzahl oder zeitlich befristet. Folge ist eine wesentlich schlechtere Absicherung im Krankheitsfall oder bei Berufsunfähigkeit.
Aufstiegschancen sind für Frauen wesentlich schlechter als für Männer: In Bayern sind nur 24 Prozent der Beschäftigten auf der ersten und 34 Prozent auf der zweiten Führungsebene der Betriebe weiblich. Auch im öffentlichen Dienst ist Gleichstellung noch lange nicht erreicht: Der Frauenanteil bei den Beschäftigten beim Freistaat Bayern liegt bei 34,2%, bei den Beamten und Richtern bei 26,7%. Und auch hier sind die Aufstiegschancen für Frauen deutlich schlechter als für Männer: In Leitungspositionen beim Freistaat betrug der Frauenanteil 2004 nur 22,9%.

Deswegen ist und bleibt der 8. März ein Kampftag für unsere Rechte, für gleichen Lohn, soziale Absicherung und gleichberechtigte Teilhabe an allen Bereichen des Lebens.

Corinna Poll

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