Kampagne der AsF-Unterfranken zum Thema Frauenhäuser: Let`s face it - sieh der Wahrheit ins Gesicht

Veröffentlicht am 31.10.2014 in Soziales & Familie

Sie werden jahrelang verprügelt. Niedergemacht. Beleidigt. Mitunter in völliger Abhängigkeit gehalten. Es zu wagen, aus dieser Gewalt auszubrechen, dazu gehört ungeheuer viel Mut. Doch nicht jede Frau, die diesen Mut aufbringt, findet tatsächlich Hilfe. Denn die Frauenhäuser sind überfüllt. „470 Frauen aus Unterfranken wurden deshalb 2013 abgelehnt“, sagt Ursula Kirmeier, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Unterfranken. Dagegen hat die SPD-Frauenorganisation eine bayernweite Kampagne gestartet.

Für Ursula Kirmeier ist die Situation inakzeptabel. „Überall in Bayern sind die Frauenhäuser massiv überbelegt“, sagt die Schweinfurterin. In Unterfranken gebe es gerade einmal 34 Plätze für Frauen, die sich aus einer Gewaltbeziehung befreien wollen. Viel zu wenig. Nicht nur mit Blick auf die hohe Ablehnungsquote. Auch Bedarfserhebungen zufolge ist die vorhandene Anzahl an Plätzen erheblich zu gering.

Bereits 2006 kam eine Arbeitsgruppe gegen Gewalt an Frauen auf EU-Ebene zu dem Ergebnis, dass ein Frauenhausplatz pro 7500 Einwohner notwendig wäre. In der SPD-Frauenkampagne mit dem Titel „Let’s face it“ („Schau der Wahrheit ins Gesicht“) wollen Ursula Kirmeier und ihre Mitstreiterinnen eben diese Quote für Bayern durchsetzen.

Auch Martina Fehlner, SPD-Landtagsabgeordnete aus Aschaffenburg, steht hinter dieser Forderung. Bereits im Juli brachten sie und ihre Fraktionskollegen einen Antrag ein, der den Freistaat auffordert, das „Gesamtkonzept für Frauenhäuser und Notrufe in Bayern“ an den Bedarf anzupassen. Das 1993 erstellte Konzept regelt die Finanzierung der Frauenhäuser. Auf seiner Basis unterstützt der Freistaat die 340 Frauenhausplätze in Bayern jedes Jahr mit einer knappen Million. Etwa 100 000 Euro fließen an die vier Frauenhäuser in Unterfranken. Ungefähr die zehnfache Fördersumme wäre wahrscheinlich nötig, um der großen Not verprügelter und vergewaltigter Frauen abzuhelfen.

Seit mehr als drei Jahrzehnten kämpfe sie für Frauenhäuser, betonte Kerstin Westphahl, SPD-Europaabgeordnete aus Schweinfurt. Viel zu wenig hat sich ihrer Ansicht nach seit den 1980er Jahren geändert. Auch Westphal steht hinter dem Forderungskatalog, auf dem die Kampagne „Let’s face it“ basiert.

Ziel: Aufnahme-Rechtsanspruch

Wichtigstes Ziel ist es für die SPD-Frauen, einen Rechtsanspruch auf Aufnahme in ein Frauenhaus durchzusetzen. Das würde bedeuten, dass die Platzzahl bayernweit fast vervierfacht werden müsste. In Unterfranken bräuchte es demnach sogar mindestens fünfmal so viele Plätze wie aktuell vorhanden sind. Neben neuen, barrierefreien Räumen ist Kerstin Westphal zufolge auch mehr Personal unabdingbar.

Die Kommunen sind laut Doris Aschenbrenner, Würzburger AsF-Mitglied, ebenfalls aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten, damit psychisch und physisch misshandelte Frauen künftig eine sicheren Zufluchtsort erhalten. Dabei muss man wissen, dass keine Stadt und kein Landkreis verpflichtet sind, ein Frauenaus finanziell zu unterstützen. Die meisten Kommunen tun dies jedoch freiwillig. In unterschiedlicher Höhe. Im Zuge der Kampagne „Let’s face it“ sind Kommunalpolitiker aufgerufen, bei den anstehenden Verhandlungen über die Haushalte des Jahres 2015 mehr Geld für Frauenhäuser zur Verfügung zu stellen.

In Würzburg wird sich Lore Koerber-Becker, Mitglied der SPD-Stadtratsfraktion, dafür einsetzen, dass der städtische Finanzierungsanteil erhöht wird. Zwei Frauenhäuser gibt es in der Stadt. Eines wird vom Sozialdienst katholischer Frauen getragen und hält sechs Plätze bereit. Das Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt kann fünf Frauen aufnehmen.

Der Startschuss für die bayernweite „Let’s face it“-Kampagne in Würzburg fällt am 9. November um 11 Uhr. Dann zeigt das Central-Kino in einer Matinee das Drama „Die Frau des Polizisten“. Regisseur Philipp Gröning setzt sich in diesem preisgekrönten Streifen mit Gewalt in der Ehe auseinander. Und das auf eine sehr fundierte Weise. Gröning hörte vielen Frauen zu, die ihm schilderten, was sie in ihrer Beziehung an Gewaltexzessen mitgemacht haben. In 59 Miniaturszenen schildert er, wie allmählich Gewalt Einzug in die Ehe des Polizisten Uwe hält.

Nach der Filmvorführung ist eine Diskussion mit Würzburgs Frauenhausleiterinnen geplant, anschließend werden Unterschriften für die SPD-Kampagne gesammelt. In der Schweinfurter Fußgängerzone sind die Unterschriftensammlungen bereits am gestrigen Donnerstag gestartet.





 

Pat Christ/Mainpost




 





 

 

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