„Wir wären alle nicht so!“ - Presseerklärung des Bündnis Internationaler Frauentag

Veröffentlicht am 10.06.2018 in Allgemein

Was unsere Gesellschaft den 68er-Frauen verdankt

Spannende Zeitreise am Internationalen Frauentag auf der Frankenwarte

Das Datum „50 Jahre nach 1968“ bietet Anlass, die Bewegung aus heutiger Sicht zu bewerten. Für Alexander Dobrindt (CSU) ist es Zeit für eine „bürgerlich konservative Wende“ und wie die AfD denkt, drückt der Spruch vom „links-rot-.grün verseuchten 68er Deutschland“ aus, den Jörg Meuthen prägte.

Eine ganz andere Perspektive verfolgte das Würzburger Frauenbündnis mit der diesjährigen Veranstaltung am Internationalen Frauentag: Was bewegte eigentlich die 68er-Frauen? Und warum wirkt die 68er-Erzählung so, als hätte es nur Männer gegeben? „Mit Schrecken habe ich noch die damalige Gewalt in Erinnerung. Doch wir Frauen wollten etwas verändern, wir spürten eine unglaubliche Kraft, wir wären nicht so, wenn es diese Zeit nicht gegeben hätte“ so der Rückblick einer Würzburgerin, die damals in Erlangen lebte. Referentin Ruth E. Westerwelle aus Berlin recherchierte viele Jahre und suchte nach den Frauen, die auf Fotos von damals zu sehen sind. Ein langer, nicht einfacher Weg.

„Die war nicht wichtig“ oder „Die war doch nur eine Bettmaus“, so einige der abschätzigen Bewertungen, die die 68er Männer von sich gaben. Doch nicht nur der berühmte Tomatenwurf von Sigrid Rüger am 13. September 1968, dem die wichtige Rede von Helke Sander vorausging, war entscheidend für die kommende 2. Frauenbewegung. Ruth E. Westerwelle portraitierte viele Frauen, die so manches auf den Weg brachten, was uns heute selbstverständlich erscheint. Wer weiß schon, dass Gretchen Dutschke-Klotz die Kommunenidee aus den USA nach Deutschland importierte? Was wäre ohne Buchladenbewegung und den Verlegerinnen Karin Kramer und Marita Schmidt geworden? Gäbe es die heutige Erinnerungskultur, ohne Nazijägerin Beate Klarsfeld? Wer weiß, dass die legendären Plakate der Bewegung von Elke Regehr gefertigt wurden? Und die Kinderladenbewegung - auch für Würzburger Kitas eine wichtige Etappe! Nett, sich auszumalen, wie Mitbegründerin Annette Schwarzenau mit Kindern, Kolleginnen und benutzten Windeln der Sternredaktion einen Besuch abstattet und anschließend mit den Redakteuren über Erziehung diskutiert. Ja, es gab auch Verwerfungen und schlimme Wege ins Extreme. Doch wenn sich etwas in den letzten 50 Jahren zum Positiven verändert hat, dann das Selbstverständnis der Frauen und damit die Gesellschaft als Ganzes, so eine These der Veranstalterinnen, die sich an diesem Abend voll und ganz bestätigte. Katharina Räth, selbst Historikerin, ist sich sicher: „Geschichte wurde und wird von Männern geschrieben, die sich nicht unbedingt für Frauen interessieren. Deshalb ist es so wichtig, der männlichen Erzählung ein Korrektiv entgegenzuhalten.“ Sehr bekannt dagegen natürlich die Musik von damals, die Horst Porkert vom Würzburger Plattenladen H2O auflegte und so den Abend mit einem Tanzfest enden ließ.

(Dem Würzburger Frauenbündis gehören an: Akademie Frankenwarte, verdi-Frauen, AWF,KAB,AsF Stadt und Land,Frauen bei Bündnis 90/Die Grünen, evang. Dekanatsfrauen, IG Metall, GEW, DGB, Gleichstellungsstellen Stadt und Landkreis Würzburg)

 

Stephanie Böhm

 

 

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